Studien des Londoner Professors Frank Bond zeigen, dass emotionale Agilität Menschen helfen kann, Stress abzubauen, Fehler zu reduzieren, innovativer zu werden und ihre Leistung am Arbeitsplatz zu verbessern.
Als effektive Führungskraft solltest du deine inneren Erfahrungen nicht unterdrücken, sondern stattdessen emotionale Agilität entwickeln. Du sprichst im Durchschnitt sechzehntausend Wörter pro Tag. Stell dir vor, wie viele unausgesprochene Worte durch deinen Geist fließen. Es sollen zwischen 90 000 - 120 000 Gedanken jeden Tag sein. Die meisten davon sind keine Fakten, sondern Bewertungen und Urteile, die mit Emotionen verknüpft sind - einige positiv und hilfreich. Die vorherrschende Meinung besagt, dass schwierige Gedanken und Gefühle keinen Platz im Büro haben sollten. Als Führungskraft solltest du entweder stoisch oder fröhlich sein, Selbstvertrauen ausstrahlen und jede Negativität in dir unterdrücken. Aber das geht gegen die grundlegende Biologie unseres Gehirns.
Alle gesunden Menschen haben einen inneren Strom von Gedanken und Gefühlen, die Kritik, Zweifel und Angst beinhalten. (Harvard Business Review - Marcus Buckingham, Robert S. Kaplan, Susan David)
Das ist einfach der modus operandi unserer Gedanken. Denn unser Gehirn ist in erster Linie ein Problemlöseorgan und sucht deshalb nach Problemen, um sie lösen zu können. Und manchmal erfindet es auch Probleme, damit es etwas zu tun hat: Versuche, Probleme zu antizipieren und zu lösen und potenzielle Hindernisse zu vermeiden. Unser Gehirn meint es gut mit uns, aber macht es uns nicht immer leicht.
In vielen Unternehmen weltweit geraten Führungskräfte nicht ins Straucheln, weil sie unerwünschte Gedanken und Gefühle haben - das ist unvermeidlich - sondern weil sie in reaktives Verhalten zurückfallen. Das Problem sind nicht primär die Gedanken, sondern das unbewusste Reagieren darauf. Das geschieht dann meistens im Angriffs- oder Verteidigungsmodus. Und der hat noch nie irgendwas besser gemacht.
In der Regel passiert dann eine von zwei Sachen: Sie nehmen die Gedanken an und behandeln sie wie die Realität da draußen oder sie versuchen auf Drängen ihres Umfeldes die Existenz der Gedanken rationalisiert wegzudiskutieren oder zu unterdrücken. In beiden Fällen schenken sie ihrem inneren Geplapper zu viel Aufmerksamkeit und verlieren wichtige kognitive Ressourcen, die besser genutzt werden könnten.
Als Führungskraft ist es wichtig, sich bewusst mit seinen inneren Erfahrungen auseinanderzusetzen und emotionale Agilität zu entwickeln, anstatt sie zu unterdrücken oder ihnen nachzugeben. Es gibt vier Strategien, um sich davon zu lösen.
Die erste: Erkenne deine inneren Muster. Um emotionale Agilität zu entwickeln, musst du bemerken, wann du von deinen Gedanken und Gefühlen gefangen genommen wirst. Das kann schwierig sein, aber es gibt bestimmte Anzeichen dafür. Eines ist, dass dein Denken starr und wiederholend wird. Ein weiteres ist, dass die Geschichte, die dein Geist erzählt, alt erscheint, wie eine Wiederholung einer vergangenen Erfahrung. In diesem Fall lohnt es sich, diese innere Geschichte eimal aufs Papier zu bringen. Der Zeygarnik Effekt führt unter anderem dazu, dass nicht gelöste Probleme von unserem Gehirn ständig wieder aufs Tablett gebracht werden. Beschäftigt dich ein Thema länger als acht Wochen, ist das ein Signal, dass du es einmal aufschreiben solltest.
Wenn du feststellst, dass du stecken bleibst, kannst du damit anfangen bewusst mit dem Muster zu arbeiten, indem du trainierst ein bisschen Distanz zwischen deinen Gedankenmustern und deinem inneren Beobachter zu kultivieren.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist, deine Gedanken und Emotionen zu benennen. Wenn du gefangen bist, besetzt die Aufmerksamkeit, die du deinen Gedanken und Gefühlen schenkst, deinen Geist; es bleibt kein Raum, um sie zu untersuchen.
Eine Strategie, die dir helfen kann, deine Situation objektiver zu betrachten, ist das eifnache Benennen deiner Gedanken und der dazugehörigen Emotionen.
Nennen die Dinge beim Namen.
"Ich tue nicht genug bei der Arbeit oder zu Hause" wird zu "Ich habe den Gedanken, dass ich nicht genug bei der Arbeit oder zu Hause tue."
Akzeptiere deine Gedanken und Gefühle. Das Gegenteil von Kontrolle ist Akzeptanz: Reagiere nicht auf jeden Gedanken oder falle in Negativität, sondern reagiere mit einer offenen Haltung auf deine Gedanken und Emotionen, beachte sie und lasse dich von ihnen über ein weitgehend unbewusstes Gedankenmuster informieren.
Atme tief durch und bemerke, was im Moment passiert. Das kann Erleichterung bringen, aber es wird dich nicht unbedingt gut fühlen lassen. Tatsächlich könntest du feststellen, wie aufgebracht du wirklich bist. Aber auch dann hilft bewusste Atmung in Akutsituationen, um dein Nervensystem wieder in einen guten und arbeitsfähigen Zustand zu bekommen.
Kenne und handele nach deinen Kernwerten. Wenn du dich von deinen schwierigen Gedanken und Emotionen löst, erweiterst du deine Möglichkeiten. Effektive Führungskräfte sind sich ihrer inneren Erfahrungen bewusst, ohne in ihnen gefangen zu sein. Sie wissen, wie sie ihre internen Ressourcen freisetzen und sich auf Handlungen konzentrieren können, die mit ihren Werten übereinstimmen.
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